Obwohl die Ergebnisse deutschlandweit einzigartig waren, und obwohl die Arbeit 2015 mit dem 1. Platz beim Studienpreis für Mittelstandsforschung prämiert wurde, hatte die Süddeutsche Zeitung abgewunken. Abgewunken, die unglaublichen Ergebnisse zu veröffentlichen. Warum?
Es bestand kein Interesse, da wir „nur“ nordwestdeutsche Mittelständler berücksichtigt hatten und nicht Gesamtdeutschland. Das wollten wir natürlich nicht so stehen lassen und haben über die letzten Jahre weiter daran gearbeitet. Hinter den Renditestudien steht eine Gruppe um Herrn Prof. Dr. Ulrich Kuron, Prof. Dr. Varmaz, den Masteranden und mir. Sie erhalten exklusiv unsere neuesten deutschlandweiten Ergebnisse.
Die Fakten zur Studie
- einzigartige Studie in Deutschland unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Kuron (Hochschule Bremen, Studiendekan, Fakultät Wirtschaftswissenschaften)
- untersucht wurden ausschließlich mittelständische GmbHs (KMU, bis 250 MA, bis 50 Mio. Umsatz)
- ausgewertet wurden Renditen vor Steuern (Bruttoumsatzrendite)
- Umfang: ca. 9.800 mittelständischen Unternehmen deutschlandweit auf Basis der Hoppenstedt-Datenbank
- 13 Hauptbranchen (Chemie, Kunststoff, Dienstleistung, Automobil, Baugewerbe, Verarbeitendes Gewerbe, Elektrotechnik, ITK, Handel, Logistik, Maschinenbau, Medizin, Metallverarbeitung, Gießerei)
- mit insg. 36 Unterbranchen umfangreichste Analyse jemals (s. Tabelle)
- GuV über 8 Jahre (2008 – 2015) ausgewertet
Die Ergebnisse der Renditen im Mittelstand (KMU)
In der Tabelle sehen Sie die Ergebnisse für die untersuchten 36 Branchen. Als wir diese sahen, waren wir überrascht. Es sind Ergebnisse, mit denen wir nicht gerechnet hätten. Die Unterschiede zwischen den Besten und den Schlechtesten waren noch eklatanter als 2015. Lag es daran, dass wir das unterste 10% Quantil nun auch ausgewertet hatten und uns dadurch, wie bei einer optischen Täuschung, die Diskrepanz noch größer erschien?

Möglicherweise fragen Sie sich auch: Wie können Umsatzrenditen mehr als 100% betragen? Anders ausgedrückt, wie kann deren Gewinn höher sein als deren Umsatz? Eine Erklärung dafür ist, dass diese erfolgreichsten Unternehmen „hohe sonst. Erträge“ und/oder hohe „Beteiligungsergebnisse“ aufweisen. In diesen Unternehmen findet offensichtlich eine weitere Kapitalwertschöpfung, auch außerhalb des Kerngeschäfts, statt. Aus diesem Grund haben wir in einem nächsten Schritt die Grafik um diese Branchen bereinigt. Dazu haben wir alle Renditen über oder unter 100% in der Grafik nicht berücksichtigt (s. bereinigte Grafik).
Schließlich interessieren uns von Anfang an zwei Fragen bei den Renditestudien ganz besonders.
- Um das wievielfache sind die Besten KMUs einer Branche besser als der Durchschnitt?
- Was machen die Besten KMUs anders als die anderen? Worin liegt der Erfolg dieser KMUs begründet?
Die vorliegende Studie hat sich zunächst mit der ersten Frage befasst. Nach der Bereinigung ergibt sich folgendes Bild.

Zusätzlich sind wir mit dieser aktuellen Studie einem weiteren Wunsch gefolgt. Wir wurden häufig gefragt, warum wir in unseren ersten Studien nicht auch die „schlechtesten“ Unternehmen ausgewertet hätten. Dies sei doch schließlich ebenso interessant. Nun ja, wir wollen ja herauszufinden, warum die besten Unternehmen so gut sind. Dafür wäre diese Analyse nicht zwingend notwendig gewesen. Gleichzeitig waren wir selbst ganz neugierig, was dabei herauskommen würde. Und erneut hätten wir nicht damit gerechnet, dass die Unterschiede so groß sind. Im untersten 10% Quantil fällt auf, dass dort die Umsatzrenditen in so gut wie allen Branchen negativ ausfallen. An einer schlüssigen Erklärung, wie Unternehmen es schaffen, im Durchschnitt über 8 Jahre (2008 – 2015) hinweg Verluste auszuweisen, was nichts anderes als negative Umsatzrenditen bedeuten, arbeiten wir noch.
Erkenntnisse aus den Ergebnissen der Renditestudie
Bleiben wir zunächst bei den Mittelständlern, die schlechter als der Durchschnitt abschneiden. Aus unserer jahrelangen Erfahrung und Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen in der Krise erkennen wir mittlerweile folgende, immer wieder anzutreffende Muster:
- Die Geschäftsführungen wollen lange Zeit das Problem nicht wahrhaben. Es wird verdrängt (nachvollziehbar, nur leider nicht hilfreich – s. hierzu die Krisentreppe >>> Link).
- Auf der anderen Seite gibt es das Hoffnungsdenken, nach dem Motto: Das ist nur eine Delle, das wird schon wieder.
- In dieser Phase erleben wir häufig, dass sogar privates Geld (Haus, Rangrücktritt Vereinbarungen mit der Bank etc.) in das Unternehmen investiert wird. Andere würden sagen, dass dem guten Geld schlechtes hinterher geworfen wird.
- Externe Hilfe von Profis wird viel zu selten in Anspruch genommen, obwohl dies in der Regel am schnellsten zur Lösung führen würde. Ein Widerspruch: wir gehen ja auch zum Arzt, wenn wir uns etwas gebrochen haben und doktern nicht selbst an uns herum.
Seit Beginn unserer Renditestudien in 2014 möchten wir herausfinden, warum die besten Unternehmen so erfolgreich sind. Dazu ist es notwendig, die besten Unternehmen zunächst einmal zu identifizieren. Mit diesen positiven „Ausreißern“ (s. Tabelle z.B. Programmierungstätigkeiten) haben wir ebenso wenig gerechnet wie mit den negativen. Für uns war klar, dass wir dieses Phänomen der Besten zunächst einmal genauer betrachten wollen. Insofern darf die Süddeutsche Zeitung leider doch noch einmal warten…
Allerdings haben wir jetzt eine Vermutung, warum sich bisher keiner an das Thema KMU herangewagt hat. Der Weg zu diesen Ergebnissen ist deutlich mühsamer. Kennzahlen von größeren Unternehmen auszuwerten dagegen viel einfacher, da diese schlichtweg leichter verfügbar sind.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen wenigstens ein klares Ergebnis aus den Renditestudien mit auf den Weg geben.
Die Durchschnitts-Renditen sagen tatsächlich nichts über das Potential innerhalb einer Branche aus.
Orientieren Sie sich an den Renditen der Besten Ihrer Branche.
Und in der Zwischenzeit werden wir diese Daten weiter analysieren, um Antworten auf unsere Fragen von oben zu finden. Lassen Sie mich mit einer persönlichen Erkenntnis diese ExpertenEssenz beenden. Durch unsere Arbeit zeichnet sich ganz klar ab, dass es nicht den 5 oder 10 Punkte-Plan zum Unternehmenserfolg gibt. So sehr wir uns alle diesen auch wünschen, von dieser linearen Lösung dürfen wir uns verbschieden. Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden, wodurch Unternehmenserfolg im Mittelstand entsteht.
Quellen
Vogel, Artur (2018): Untersuchung zu Umsatzrenditen mittelständischer Unternehmen in Deutschland für den Zeitraum 2008-2015
Pollok, Magdalena (2014): Benchmarking zum Leistungspotential für mittelständische Unternehmen der Nord-West Regionen
Pael, Anna (2013): Untersuchung zu Insolvenzfaktoren klein- und mittelständischer Unternehmen (KMU)
https://www.lumar.gmbh/marktfuehrer-werden-und-preiskaempfen-aus-dem-weg-gehen/
https://www.goodandprosper.com/the-best-and-the-rest.html
Autor Lutz Penzel hat sich seit 1998 als Spezialist für mittelständische Unternehmen (KMU) etabliert. Mich reizt besonders, Unternehmen aus Krisen (Turnaround, Unternehmenssanierung) zu führen oder für nachhaltige Wachstumspfade zu sorgen. Als Unternehmer bin ich bereit, selbst in die operative Geschäftsführung der Unternehmen zu gehen. Und genau diese Umsetzung ist, was zählt. Schlau reden können viele. Wenn nötig stelle ich dafür eine Finanzierung auf die Beine, optimiere, wenn erforderlich das Working-Capital (kurzfristiges liquides Vermögen) oder entwickele eine erfolgreiche Strategie mit dem Unternehmen zusammen. Wir wissen, dass Mitarbeiterführung (www.fuehren-bewegt.de) dabei eine zentrale Schlüsselrolle spielt. Diese Arbeit begeistert mich. Von Hause aus bin ich Kybernetiker. Eine Eigenschaft, die mir bei meiner Berufung von großer Hilfe ist. Ich bin es gewohnt sowohl die Vogel- als auch die Frosch-Perspektive einzunehmen, um das Denken und Handeln (Strategie & Umsetzung) in Unternehmen in Einklang zu bringen.
Lumar Unternehmerbeteiligung GmbH
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https://www.lumar.gmbh/was-uns-ausmacht/lutz-penzel/
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